Jahresbericht 2017 (Auszug)

Berichtzeitraum: 1.1.2017 bis 31.12.2017

Projektkurzbeschreibung/Erläuterungen/Änderungen

Mit dem Abschluss des Projekts ‚Schule unterwegs‘ Ende 2016 konzentrierte sich Pro Humanus mit Beginn des Jahres 2017 auf die beiden Projekte ‚Lehrerweiterbildung‘ (Beginn 2016) sowie der ‚Begleitung krebskranker Kinder‘ (seit 2008).

Im Gegensatz zum Projekt ‚Schule unterwegs‘, das auf mehrere Orte im Inland verteilt war, können mit der Lehrerweiterbildung in Lima, Arequipa und Cusco mehr Lehrer kontinuierlich erreicht werden.

Im Projekt ‚Begleitung krebskranker Kinder‘ konnte die Kollegin durch verstärktes Engagement ihren Einsatz im Laufe des Jahres auf ein Pflegehaus ausdehnen, in welchem Kinder über Wochen bis Monate beherbergt werden, weil sie zwischen ihren Terapien nicht in ihren Wohnort im Inland reisen können.

Narrativer Bericht

Ausgangsituation, Herausforderung:

Dass die Schulbildung Perus weit hinten innerhalb der Skala der internationalen Bewertungen erscheint, dürfte unter anderem ein Ausdruck der mangelhaften Ausbildung der Lehrer und der extrem geringen Wertschätzung des Lehrerberufs als solchem sein.
Auch im globalen Kontext wächst in Peru die Notwendigkeit von innovativen Ansätzen im Erziehungsbereich. Folgende Tatsachen sind festzustellen:

  • Erziehung ist reine Informationsvermittlung, einseitige und verfrühte Intellektualisierung des Kindes, ohne seine Entwicklungsschritte mit zu berücksichtigen.
  • Schule erscheint als Wirtschaftsbetrieb, welcher die Lernprozesse mechanisiert und standardisiert, wobei die menschliche Beziehung zwischen LehrInnen und SchülerInnen zunehmend zurückgeht.
  • Die LehrerInnen stehen unter dem Druck, die Kinder möglichst schnell an die Forderungen der modernen Gesellschaft anpassen zu müssen. Bei den Schülern zeigt sich das an den immer früher auftretenden bekannten Krankheits-Symptomen

Diese Tatsachen zeigen die Notwendigkeit einer soliden Lehrerausbildung, welche anstrebt, den Lehrer in jeder Hinsicht in der Erweiterung seiner Fähigkeiten und damit in seiner Selbständigkeit zu fördern, so dass das Kind wieder ins Zentrum des Bildungsauftrags gelangen kann.

Bei dieser Ausbildung handelt es sich um eine berufsbegleitende Weiterbildung auf Grundlage der Waldorfpädagogik, welche sich an offiziell ausgebildete Lehrkräfte aller Fachbereiche sowie Pädagogikstudenten im letzten Ausbildungsjahr richtet.

Zu den Zielen gehören:

a) Allgemein

  • Stärkung der persönlichen und beruflichen Fähigkeiten des Lehrers, Erweiterung seiner Kenntnisse, Entwicklung einer wachsenden Eigenständigkeit bezüglich der pädagogischen Kriterien und Fertigkeiten.

b) Spezifisch:

  • Studium menschenkundlicher und pädagogischer Grundlagen, auf welche Methodik und Didaktik des Unterrichts aufbauen
  • Aneignung/Vertiefung von pädagogischen und künstlerischen Fertigkeiten
  • Förderung der Selbsterziehung und der Entwicklung sozialer Fähigkeiten
  • Integration der Kenntnisse und Erfahrungen in das offizielle Erziehungssystem und die aktuellen Zeitfragen
  • Schulung von Fähigkeiten durch vielfältige Beobachtungsübungen
  • Kontinuierliche künstlerische Betätigung
  • Unterrichtsbegleitung

Zielgruppe:

Schon seit ca. 2010 wuchs die Nachfrage nach einer kontinuierlichen Lehrerweiterbildung, auf welche bis 2015  – unter Zusammenarbeit mehrerer Einrichtungen  –   mit Seminaren und diversen pädagogischen Treffen geantwortet worden war. 2016 wurde dann die „Especialización en Pedagogía Waldorf“ angeboten.
Die LehrerInnen wurden in Einzelgesprächen aufgrund ihrer Bewerbungsunterlagen  aufgenommen.

Ende 2017 studierten 52 Lehrerinnen in der Weiterbildung: 34 aus Lima (darunter 4 Gaststudenten), 7 aus Cusco, 7 aus Arequipa, 3 aus Ecuador und 1 Cuba.
Bis Juli 2017 wurden 6 weitere LehrerInnen in die Weiterbildung aufgenommen.
Bis Jahresende schieden 8 Teilnehmer aus.

Ergebnisse:

Die kontinuierlich künstlerische Betätigung und zahlreiche Übungsmöglichkeiten fördern sichtbar die eigene Kreativität und das Verinnerlichen der behandelten Inhalte. Die Teilnehmer berichten, dass sie durch die intensive Arbeit an sich selbst anders vor den Schülern stehen und mehr Mut entwickeln, sich nicht mehr streng an Unterrichtsrezepte halten zu müssen sondern alters- und situationsgemäss auch ganz Neues wagen. Das wird zusätzlich dadurch gefördert, dass die meisten TeilnehmerInnen im Berufsleben stehen und die Möglichkeit haben, das in der Weiterbildung Erarbeitete täglich in die Praxis umzusetzen.

Aufgetretene Probleme und Lösungen:

Der Hauptteil der Ausbildung findet in Lima statt. Die TeilnehmerInnen aus dem Inland werden 1 x monatlich besucht, arbeiten dazwischen aber selbständig individuell und in Kleingruppen .
Die ausländischen TeilnehmerInnen kommen nur zu den Intensivmodulen (1 Woche 2x jährlich), arbeiten während der übrigens Zeit also selbständig. Das erfordert einen hohen Einsatz an Selbstdisziplin, der verständlicherweise  neben der beruflichen Tätigkeit nicht immer geleistet werden kann. Es wird versucht, regelmässigen Kontakte über Internet zu pflegen.

Insgesamt stellt die Art der Ausbildung hohe Anforderungen an jeden einzelnen Studenten, da die auf Eigenaktivität beruhende Fähigkeitsbildung im Vordergrund steht und es kaum abfragbares Wissen gibt. Ausserdem ist die Bewertung überwiegend qualitativ. Die TeilnehmerInnen sind zu einer regelmässigen Selbstbewertung aufgefordert. Dies kann an Grenzen führen, die in einigen Fällen zu einem Abbruch geführt hat.

Finanzielle Situation:

Durch die geringe Wertschätzung und schlechte Entlöhnung des Lehrerberufs, haben nicht wenige Teilnehmer Schwierigkeiten, die ohnehin relativ niedrig gehaltenen Studiengebühren zu entrichten. Durch die Teilnehmerbeiträge werden nur rund 40% der Kosten gedeckt, weshalb durchwegs, bis zum Jahr 2020, jährlich eine Kofinanzierung gesucht werden muss.

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