Escuela Itinerante nun auch im Peruanischen Hochland

Wir ziehen musizierend durch den Ort, um die Kinder zu versammeln. Auf dem staubigen Erdboden breiten wir zwei grosse Plastikplanen aus. Auf der Einen bauen die kleinen Kinder mit Holzklötzen ihre ‚Welten‘ auf, lauschen gespannt Märchen und Geschichten der Lehrerin und geniessen ihre liebevolle Zuwendung. Auf der Anderen üben die grösseren Kinder das Flötenspiel, malen, basteln und erarbeiten vieles mehr, was in einer solchen Lebenssituation stärkend wirken kann. Nach Monaten hören wir Kinder sagen – manche sogar zum ersten Mal in ihrem Leben: ‚Schau mal, das habe i c h gemacht….‘ oder ‚Danke Señorita, noch nie hat mir jemand gesagt, dass ich schön malen kann…‘

So hat unsere Arbeit nach dem grossen Erdbeben 2007 im südlichen Küstenraum Perus neben der materiellen Soforthilfe begonnen. Sie ging schon bald über in eine bis heute fortdauernde künstlerisch-pädagogische Betreuung der Kinder und in eine stützende, soziale Begleitung der Familien insgesamt.“

Aus der ursprünglichen Aufbauarbeit entstand im vergangenen Jahr, gemeinsam mit zwei erfahrenen peruanischen Waldorfpädagoginnen, Lyggia Chujutalli und Rocío Castaño das Projekt „Schule unterwegs“(Original: Escuela Itinerante). Eine erweiterte Wanderschule, die in einigen ausgewählten Orten des Landes periodisch mit Kindern, Eltern und Lehrern arbeitet und das herkömmliche, verkrustete Erziehungssystem zu bereichern versucht.

Fernando, ein neunjähriger Schüler der „Schule unterwegs“ malte folgendes Bild und schrieb dazu sein eigenes Märchen mit dem Titel „Fliegen lernen“

„Es war einmal ein kleiner wundervoller Vogel in einem Wald, gerade geboren. Von seinem Nest aus betrachtete er die Welt um sich her. Er entdeckte Farben, Grosses und Kleines, Düfte…. Plötzlich merkte er, dass seine kleine Welt ausserhalb des Nestes grösser wurde und sich nach allen Seiten ausdehnte. Sofort hatte er Lust immer mehr kennenzulernen und überlegte sich, dass er ja weiter aufsteigen könne, um die ganze Welt zu sehen.“ (Aus dem Spanischen übersetzt)

Mit diesem Ansatz möchte Pro Humanus einen Beitrag leisten zu einer menschlichen, altersgemässen Erziehung und Pädagogik bis in die abgelegensten und stark benachteiligten Regionen des Landes hinein. Dort haben materielles und soziales Elend durch jahrhundertelange Unterdrückung und Ausbeutung die Entwicklung der Einheimischen, ihre Erziehung, ihre gesamte Identität stark geschwächt.

Eine Pädagogik, die von den lokalen Lebensbedingungen ausgeht, den ganzen Menschen anspricht, ihn stärken und ihn auf das Leben vorbereiten soll, ist für Pro Humanus die Grundlage für eine zeitgemaässe Form der Entwicklungshilfe.

Ein Pilotprojekt der „Schule unterwegs“ startete im November 08 in El Carmen, einem zu der Kleinstadt Chincha gehörender Ort in der Küstenwüste, 200 km südlich von Lima. Es ist einer der Orte, wo Pro Humanus die Erdbeben-Einsätze seit August 2007 kontinuierlich fortsetzen konnte aufgrund der grossen Eigeninitiative und Mitarbeit der Bewohner. In einem Gemeinschaftshaus aus Bambus, Holz und Lehm – von den Bewohnern selbst erbaut – begleitet das Team bis heute eine von zwei Müttern geführte Kinderkrippe, betreut Kinder im Kindergartenalter, sowie weitere im Alter von 7 bis 13 Jahren. Die Eltern verfeinern ihre Fähigkeiten im Handarbeiten und haben die Möglichkeit, ihre Anliegen und Fragen im erzieherischen Bereich auszutauschen.

Im März dieses Jahres konnte Pro Humanus zum ersten Mal auch im Anden-Hochland einen umfangreicheren Einsatz der „Schule unterwegs“ durchführen.

„In drei bis zu 4000 müM gelegenen Bauerngemeinden der Region Huancavelica arbeiteten wir drei Wochen lang mit Kindern, Eltern und Lehrern der jeweiligen örtlichen, staatlichen Kindergärten und Schulen. Zunächst gaben wir einen Fortbildungskurs für die rund 40 Erzieherinnen und Grundschullehrer. In der zweiten und dritten Woche unterrichteten wir vormittags und arbeiteten nachmittags zusammen mit den LehrerInnen an pädagogischen und didaktischen Themen bis in die praktischen Details. Abends kamen wir mit den von der harten Feldarbeit heimkehrenden, nicht weniger erschöpften Eltern über Erziehungsfragen und unsere Arbeit mit ihren Kindern in einen anregenden Austausch.

Kindergarten

Grundschule

Dass wir gleich so intensiv und so nah an der Realität der Bauerngemeinden in die Arbeit einsteigen konnten, war nur möglich durch die vorherige Begegnung und seitherige Zusammenarbeit mit der Gruppe ADECAP (Asociacion de Defensa y Desarrollo de las Comunidades Andinas del Peru). Das ist eine Organisation Einheimischer, die sich für die Hochlandgemeinden Huencavelicas einsetzt. Die Menschen dort leben noch sehr traditionell und sind in der indianischen Quechuasprache mehr zuhause als in der spanischen.“

Alle erzieherischen Vorgänge brauchen bekanntlich viel Zeit und Kontinuität. Pro Humanus plant für Juli und November 09, und in ähnlicher Weise für die kommenden Jahre weitere Einsätze in denselben und weiteren Dörfern.

Damit das Team von Pro Humanus diese Arbeit weiterhin leisten und diese noch intensivieren kann, hofft es auf Ihre Mithilfe und dankt Ihnen sehr für Ihren bisherigen Beitrag.

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