Beim dritten Einsatz im zentral-peruanischen Hochland Perus im Oktober dieses Jahres waren es nicht – wie beim letzten Mal – die Schlammlawinen oder der Transportstreik, welche das Vorhaben bremsten, sondern es waren eher innere Umstände, d.h. eine schwierige Situation in einer der drei Dorfschulen, in denen wir in den vergangenen Monaten bereits tätig waren. Und wieder einmal bestätigte sich: Schwierigkeiten stossen auch immer Neues an, so dass wir nach unserem dritten Einsatz klar sagen konnten: Hier werden wir über die nächsten drei Jahre weiter pädagogische Aufbauarbeit leisten können.
Ende Oktober 09
Am Montagmorgen früh kommen wir im noch nebelverhangenen Dorf Jabonillo (Distrikt Colcabamba, in der Nähe des Regenwaldes auf 4000 müM) an. Kaum erblickt uns Señora Delfina – die jedes Mal so liebevoll für unser Wohl sorgt – strahlt sie und rennt in ihre Küche, um uns ein Frühstück zuzubereiten.
Nun kommen die Kinder angelaufen, hängen sich rechts und links an uns und fragen alle durcheinander: „Was machen wir dieses Mal? Wie lange bleibt Ihr? Habt Ihr das Springseil und die Geige für die Pause dabei?“
Bald beginnt Sonia, die Leiterin der Schule und Lehrerin der ersten und zweiten Klasse mit dem Unterricht. Uns fällt auf, dass die Kinder viel aktiver und freudiger bei der Sache sind. Sie wirken nicht mehr so unterwürfig und verängstigt wie noch zu Beginn des Jahres. Auch Sonia wirkt gelöster, liebevoller und viel natürlicher im Umgang mit den Kindern. Vom sonst im Land so üblichen Militärstil im Unterricht ist kaum mehr etwas übrig.
In der ersten Arbeitssitzung am Nachmittag tauschen wir uns mit der Lehrerin darüber aus, wie es ihr in den letzten Monaten seit unserem letzten Besuch Ende Juni ergangen ist. Sie drückt es so aus: „An den Kindern und auch an mir selbst sehe ich deutlich die ersten positiven Ergebnisse dieser anderen Art zu arbeiten, und ich beginne zu erkennen, dass das zwar ein langer, arbeitsintensiver, aber ein sehr lohnenswerter Weg ist. Erst jetzt wird mir klar, dass wir Lehrer bis anhin in erster Linie den Auflagen des Erziehungsministeri- ums gerecht zu werden bemüht waren anstatt das Kind selbst ins Zentrum unserer Tätigkeit zu stellen. Wir füllen unsere Hefte mit Berichten, die von den Behörden zufrieden abgestempelt werden. Diese haben aber wenig mit der Realität und der Praxis im Schulalltag zu tun.“
Während einer Woche werden nun Sonia und die Kinder von Lyggia, unserer Lehrerin, im Unterricht begleitet. An den Nachmittagen arbeiten wir mit der Lehrerin an den pädagogischen Grundlagen wie auch an methodisch-didaktischen Themen. Gemeinsam bereiten wir den Unterricht vor.
In den Elternversammlungen beziehen wir die Eltern aktiv in die morgendliche pädagogische Arbeit mit ein, indem wir gemeinsam mit ihnen konkrete Beispiele aus dem Unterricht praktizieren.
Parallel dazu begleitet unsere Kindergärtnerin Rocío die Arbeit im Kindergarten von Atuq (einer weiteren Bauerngemeinde in den Hochanden von Tayacaja). Auch hier ist eine auffallend wärmere, fröhlichere Arbeitsstimmung spürbar.
Bei einem Überraschungsbesuch einer Spezialistin des Erziehungsministeriums antwortet die Leiterin des Kindergartens auf die kritischen Bemerkungen der Spezialistin aus voller Überzeugung, dass sie ‚auf einem pädagogischen Weg‘ sei, der für sie sehr positive Resultate zeige und dass sie fest entschlossen sei, diesen Weg weiter zu verfolgen.