Lima, 10. September 2007
Konkret Handeln durch persönliches Verteilen von Hilfsgütern, seelische Begleitung und pädagogisch-künstlerische Aktivitäten in abgelegenen, benachteiligten Regionen. Die Solidarität in der ersten Zeit war sehr groß. Es war auch beeindruckend, wie schnell Hilfe für die Betroffenen des schweren Erdbebens aus vielen Ländern eintraf. – Das Erdbeben, das am 15. August das Land auf allen Ebenen erschütterte und einige Küstenstädte sowie das angrenzende Anden-Hochland schwer getroffen hatte. – Fast 600 Menschenleben hatte es gefordert, und an die 100 000 Menschen wurden obdachlos.
Weiterhin leiden die Betroffenen schwer unter den Folgen. Abgesehen davon, dass das Gebiet bis heute regelmässig von zwar kleineren Beben heimgesucht wird, welche die Betroffenen immer wieder neu durch- und aufrütteln, spricht ausserhalb von Peru und auch in Lima selbst kaum mehr jemand über dieses Ereignis.
Es ist schon Hilfe da, sie gelangt aber längst nicht überall hin, während sie sich an anderen Orten häuft. Das große Problem ist auch weiterhin das Wie der Organisation. Kommt man nach einer Zeit wieder in das betroffene Gebiet, so steht man sprachlos und stellt fest, wie chaotisch die Situation nach wie vor ist und wie wenig insgesamt sich verändert hat. Immer noch türmen sich die Trümmer in den Strassen, zwischen denen die Bewohner notdürftig und unter hygienisch untragbaren Bedingungen hausen. Ganz punktuell sieht man hölzerne Notwohnungen, aber in erstaunlich viele Orte sind nicht einmal Zelte gelangt.
Seit Wochen gehen die Kinder nicht zur Schule
Um so großartiger ist es, wie die Betroffenen diese Situation anpacken und aus dem Nichts etwas Neues zu schaffen wissen, sich untereinander best möglich organisierend. Ein sprechendes Beispiel sind die Ollas Comunes (Gemeinschaftstöpfe). Meist sind es kirchliche Organisationen, die zum Beispiel Lebensmittelspenden kanalisieren und geordnet verteilen. Pro Dorfviertel kocht dann eine Gruppe jeweils für die ganze Gemeinschaft auf provisorischen Feuerstellen. Die Fensterrahmen und Türen der zusammengefallenen Häuser dienen als Brennholz, die Lehmziegel, die nicht mehr für das neu zu errichtende nächste Haus brauchbar sind, tragen die riesigen Töpfe, in denen die „Carapulcra“ und „Sopa Seca“ brodelt. Die Gesichter sind vom Leid gezeichnet, aber die Menschen verlieren trotzdem nicht die Hoffnung und den Humor.
Über die nächsten Monate hin ist es dringend notwendig, neben einer besser organisierten materiellen Hilfe immer mehr und so kontinuierlich wie möglich auch Hilfe auf psychologischer und pädagogischer Ebene zu leisten. Darauf konzentriert sich Pro Humanus in Form von jeweils mehrtägigen Einsätzen und zwar gerade in den benachteiligten Randgebieten der betroffenen Küsten-Städtchen wie zum Beispiel Chincha und in einigen Bauerngemeinden des angrenzenden Hochlands der Region Huancavelica, wo kaum Hilfe hingelangt: Neben der geordneten und persönlichen Verteilung von Hilfsgütern in Koordination mit lokalen Organisationen, führen wir pädagogische und künstlerische Aktivitäten vor allem mit Kindern durch und pflegen die Begegnung und den Austausch mit den Bewohnern. Weitere und zunehmend längere Einsätze sind für die nächsten Monate in den genannten Regionen geplant.
Das derzeitige Team für diese Einsätze vor Ort: Lyggia Chujutalli (Waldorflehrerin), Cecilia Torres (Waldorferzieherin), Miguel Figueroa (Märchenerzähler), Bettina Vielmetter (Leitung sowie Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen); ausserdem eine Gruppe freiwilliger Universtätsstudenten.
Großzügig engagieren sich hier in Lima einige uns verbundene Privatpersonen sowie Schulen und andere Organisationen, in dem sie selbst Hilfsgüter sammeln sowie jeweils Weitere dazu anregen. Es ist aber noch weitere Unterstützung nötig für die Sammlung und den Kauf von Kleidung vor allem für die Hochlagen, Decken, Zelte, Nahrungsmittel, aber auch didaktisches Material und Spielsachen für die pädagogisch-künstlerischen Aktivitäten und für die Organisationskosten.
Helfen bitte auch Sie in Europa weiterhin, damit eine immer umfassendere und langfristigere Hilfe gewährleistet werden kann! Besten Dank!
Bettina Vielmetter