Beginn der Lehrerweiterbildung, Februar 2016

Teilnehmer und Dozenten des ersten Weiterbilungsmoduls

I. Perspektiven

In Zusammenhang mit dem wachsenden Bedarf an Waldorflehrern im Land, hat             Pro Humanus im Rahmen des ‚Initiativkreises der waldorfpädagogischen Bewegung in Peru‘ und in Zusammenarbeit mit weiteren Einrichtungen eine Weiterbildung in Waldorfpädagogik mitbegründet. Sie wird in Etappen über 5 Jahre stattfinden und hat im Februar 16 offiziell begonnen. Dies wird in den nächsten Jahren die Hauptaktivität von Pro Humanus sein.

II. Begründung

In den letzten Jahren sind bei Schülern in aller Welt, so auch in Peru, Symptome zu beobachten, durch welche sich Experten zu innovativen Neuerungen im Bildungswesen aufgerufen fühlen. Symptome wie Stress, Hyperaktivität, fehlende Konzentration, Gewalt etc. treten bei immer jüngeren Kindern bereits auf. Dadurch wachsen die Herausforderungen für die Pädagogen sehr stark.

Wo liegen die Ursachen dieser Problematik? Erziehung wird immer mehr zu einem Informationsprozess. Die einseitige Intellektualisierung ignoriert die Entwicklungsphasen des Heranwachsenden. Die ganze Schulbildung tendiert zunehmend zu einer Mechanisierung der Lernprozesse, die das Konkurrenzverhalten fördert und die zwischenmenschlichen Beziehungen – die wesentliche Grundlage für das Lernen! – mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Das Kind steht nicht mehr im Zentrum des Bildungsauftags. Lehrer und Eltern sind dem Druck ausgesetzt, die Kinder so schnell wie möglich an die Bedingungen der modernen Gesellschaft anpassen zu müssen.

In Peru gibt es durchaus gute Reformvorschläge, aber selten gelangen sie vom Schreibtisch bis in die alltägliche Schulpraxis. Dies hat auch mit der Ausbildungsqualität der Lehrer zu tun. Wenn diese überhaupt eine Ausbildung erhalten haben, so ist sie oft extrem theoretisch. Zudem hat der Lehrerberuf in der Gesellschaft einen geringen Stellenwert. All diese Gründe führen dazu, dass viele Lehrer wenig Engagement zeigen für die Erziehungsreformen.

In den sowieso benachteiligten, ländlichen Regionen Perus kommen weitere Faktoren dazu: Mangelnde Erziehung und Bildung, Unterdrückung und Ausbeutung der indigenen Bevölkerung, welche zur Entwurzelung und zum Verlust der kulturellen Identität führen und daraus folgend zu sozialer und materieller Armut.

Das Wesentlichste der ganzen Problematik scheint uns allerdings zu sein, dass das Kind selbst mit seinen individuellen und seinen Entwicklungsbedürfnissen nicht im Zentrum der Tätigkeit des Lehrers steht. Vor diesem Hintergrund zielt die Arbeit von Pro Humanus zunehmend auf eine solide Lehrer-Weiterbildung. Diese basiert auf der Grundlage einer Erweiterung der Kenntnisse über die Entwicklung des Kindes, innerhalb seines spezifischen kulturellen und sozialen Umfelds.

III. Ziele

Eine kontinuierliche Weiterbildung des Lehrers auf der Grundlage der Entwicklung des Kindes soll diesen in seinem jeweiligen sozialen und kulturellen Umfeld stärken.

Einerseits werden persönliche wie auch berufliche Fähigkeiten des Lehrers und seine Kenntnisse gestärkt und erweitert wie auch seine persönlichen Fähigkeiten zur Bildung pädagogischer Kriterien geschult.

Andererseits werden auch die Kinder durch die pädagogisch-künstlerischen Aktivitäten gefördert, welche sie in ihrer Entwicklung, ihrer Kreativität und Initiativkraft stärken. Diese bilden wiederum die unabdingbare Grundlage für eine freie, vertrauensvolle Beziehung zu sich selbst (Selbst-Vertrauen!) und zu seiner Umgebung.

  • Schule unterwegs im Landesinnern / Lehrerweiterbildung: Die Begleitung der Einrichtungen in Pisac (Cusco) und Arequipa wird von Lima aus, über spezifische Aufgabenstellungen in Bezug auf die Unterrichtspraxis weitergeführt. In der zweiten Jahreshälfte wird ein weiterer Einsatz von Pro Humanus vor Ort stattfinden. Ausserdem werden die Lehrerinnen beider Einrichtungen in den beiden einwöchigen Weiterbildungs-Modulen (Februar und Juli 2016) im Rahmen der Lehrerweiterbildung in Lima teilnehmen.
  • Schule unterwegs in Lima, Begleitung krebskranker Kinder: Die Begleitung krebskranker Kinder in einem Krankenhaus in Lima wird weiterhin dreimal pro Woche in Form von künstlerisch-pädagogischen Aktivitäten durchgeführt. Ergänzend zu der medizinischen Behandlung wird altersgemäss gemalt, musiziert, gehandarbeitet, erzählt etc. Damit wird für jedes Kind, abgestimmt auf seine jeweilige Situation, eine Tätigkeit gesucht, die es seelisch stärkt und umhüllt. Dabei werden auch die Angehörigen mit einbezogen, soweit sie dies wünschen.

IV. Lehrerweiterbildung

Diese berufsbegleitende fünfjährige Weiterbildung hat im Februar 2016 mit dem I. Modul begonnen. In den ersten beiden Jahren liegt der Schwerpunkt auf den pädagogischen Grundlagen als Basis für die Unterrichtspraxis. Ab dem dritten Jahr kommen die methodisch-didaktischen Aspekte sowie Praktika hinzu. Im vierten und fünften Jahr stehen Unterrichtspraxis sowie Forschungsarbeit im Vordergrund.

Die Weiterbildung umfasst folgende Aktivitäten über das Jahr:

  • Zwei einwöchige Module pro Jahr
  • ein Wochenende pro Monat
  • sowie ein zweistündiges Textstudium einmal pro Woche

Folgende Bilder entstanden in der Ausbildungswoche Februar 2016

Begegnung mit den Grundfarben

Genaue Beobachtung der Fliessformen

Dozent Stefan Langhammer und Übersetzerin Maike Kergel

Bewegungskunst Eurythmie

Physikalische Versuche am Tag und in der Nacht

Dozenten und Organisationsgruppe

V. Auswertung

Der Verlauf des Projekts wird kontinuierlich über das Jahr hin ausgewertet. Dies geschieht in Form von regelmässigen Treffen mit den Beteiligten, mit Repräsentanten der jeweiligen Einrichtung sowie innerhalb des Teams von Pro Humanus. Es finden wöchentliche, monatliche und jährliche Auswertungsgespräche  statt mit schriftlichen Berichten etc.

 

 

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